Einer, der aussprach, was er dachte. Einer, der es dann aber auch so meinte. Einer, der ehrlich war gegenüber sich und gegenüber der Welt. Der das Leben in den kleinen Dingen sah und es beschrieben hat. Sein letztes Interview in der Schweizer Weltwoche war witzig, ironisch und wohl auch ein bisschen sarkastisch. Es scheint, dass er immer ein wenig gelitten hat unter der von ihm schmerzlich konstatierten Nichtbeachtung. Es mag sein, dass die Dichterfürsten und der Literaturbetrieb sich nicht gerade überschwänglich für das interessierten, was er schrieb. Aber er hat sich selbst wichtig genommen. Warum auch nicht. Es war nämlich nicht die Attitüde: schaut her, wer ich bin, sondern: ich zeige Euch etwas. Guckt auf das Kleine.
Mir war er trotz seiner etwas konservativen Art sympathisch, obwohl ich Sätze wie diese nicht so ganz teilen möchte: "Es gibt doch eine europäische Bruderschaft, die irgendwie zusammengehört, eben keine Muslime. Jetzt bauen die schon Minarette, ist doch unnötig. Man muss doch die Deutschen zuerst mal fragen."
Sterben wollte er wie Fontane. Kempowski im Interview: "Der sagte zu seiner Tochter beim Essen: "Ich geh eben mal nach nebenan." Als sie nach einer Viertelstunde guckte, lag er tot auf dem Bett. Wird mir wohl nicht vergönnt sein."
Leider habe ich Walter Kempowski nie kennengelernt. Doch, das finde ich ein bisschen schade. Heute ist er, 78-jährig, gestorben.
Ein sehr persönlicher Nachruf von Gerhard Henschel findet sich in der taz
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Freitag, 5. Oktober 2007
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