Vergangen vergessen vorüber
vergangen vergessen vorbei
die zeit deckt den mantel darüber
vergangen vergessen vorbei
freddy quinn
vergangen vergessen vorbei
die zeit deckt den mantel darüber
vergangen vergessen vorbei
freddy quinn
Als Deutschland zum ersten Mal Fußballweltmeister wurde, war ich sieben Jahre alt. Zu jener Zeit hatten wir noch keinen Fernsehapparat, sondern nur ein Radio. Immerhin. Auch wenn man erst sieben ist, bekommt man ein solches Großereignis hautnah mit und wird sich sicher noch lange daran erinnern. Ich erinnere mich aber noch an mehr aus jener Zeit: Zum Beispiel an Trümmerhaufen und Schuttberge in Berlin Ost und West und auch noch in Hamburg. Oder an die Suchmeldungen des Roten Kreuzes, nach vermissten Vätern oder Söhnen, an Häuserwänden oder in so einer Art Schaukästen.
Ich erinnere mich an Gespräche zwischen Erwachsenen über einen Mann namens Hitler, der viele Juden umgebracht und dass man einen Krieg geführt hätte, der Millionen von Opfern gefordert hätte.
Und ein wenig später hieß es dann, dass "der Russe" schon wieder vor der Tür stände und es sicher nicht mehr lange dauern würde, bis er sich - schon wieder - gegen Deutschland wenden würde. Und so dauerte es dann nicht lange, da rasselten die Säbel und ratterten die Panzerketten schon wieder durch die schöne Lüneburger Heide und anderswo. Und die alten Seilschaften, die Generäle und die in der "Stunde Null" urplötzlich zu Demokraten gewandelten Nazis waren aus den inzwischen weggeräumten Trümmern, dem Staub und ihrer Trauer über den verlorenen Krieg hervor gekrochen und gründeten die Bundeswehr. Und wer mit all den Mitläufern nicht mitlaufen wollte, wurde verlacht, verhöhnt und mundtot gemacht.
Auch daran kann ich mich noch erinnern und deshalb wundere ich mich, warum sich so viele Menschen meiner Generation heute so schwer damit tun, sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und sich wirklich einmal ernsthaft zu fragen, was sie außer dem "Wirtschaftswunder", dem "Aufschwung" und dem Land, in dem wir nach Aussagen unserer Kanzlerin alle "gut und gerne" leben, eigentlich von all dem begriffen haben. Ihnen zum Trost sei gesagt, dass auch ich ein Weile gebraucht habe, bis ich das alles verstanden habe.
Und doch frage ich mich in letzter Zeit des öfteren, warum wir immer wieder diese Art von Leuten wählen, die uns im letzten Jahrhundert in die Schlamassel gelockt haben, in denen wir auf die ein oder andere Weise immer noch stecken und aus denen wir, wie es scheint, nie wieder herauskommen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es sind keine Nazis und auch keine Judenmörder, keine Schlächter und keine Eichmänner, keine Hitlers und keine Goebbels mehr, die uns heute anführen.
Die heutigen Führer sind daran interessiert, ihre eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, was natürlich bedeutet, einen Teil der Schafherde im Regen stehen zu lassen. Für Prozentzahlen sind andere zuständig, aber ich glaube, es sind ganz viele. Da steht sie dann, die Herde und ist ganz verzweifelt und tröstet sich mit allerlei Schnickschnack, manchmal natürlich auch mit richtig guten Ideen wie z. B. den Müll zu trennen, für das Grundeinkommen zu sein, für eine nachhaltige Landwirtschaft zu demonstrieren, Bio zu kaufen, ein bisschen stolz auf Greta zu sein und auf das E-Auto zu sparen.
Aber auch mit weniger guten Ideen: Zum Beispiel die AFD zu wählen. Man wird doch wohl noch wählen dürfen. Ja schon, aber man sollte sich schon gut überlegen - um einmal Helmut Kohl zu bemühen, "was hinten raus kommt."
Und dann erzählt uns ein offensichtlich irre gewordener Fernsehmoderator, dass die Bundeswehr schon nach Estland unterwegs sei, um Putin zu stoppen. Man wird doch wohl ein Scherz machen dürfen... Also bitte. Die meisten werden es schon vergessen haben, aber der alte Radiomachersatz gilt wohl noch immer: "Das versendet sich." Aber darf man eigentlich mal fragen, wer einem Nachrichtenerzähler so etwas erlaubt? Die können doch nicht ganz dicht sein, da beim Fernsehen. Wer sind in dieser Welt eigentlich die echten Komiker? Wenn Nachrichtensprecher einer deutschen Fernsehanstalt die "Anstalt" toppen, beginne ich zu glauben, dass wir einen wie Trump verdient haben. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich lasse gern Amerika den Amerikanern. Auch wenn man sich erzählt, dass der erste Amerikaner, der Columbus erblickt hatte, vor Schreck einen Herzanfall bekommen haben soll.
Wir "verteidigen unsere Freiheit" in Afghanistan und anderswo in der Welt mit kaputten Hubschraubern, bauen Brunnen und lassen die Kinder reinfallen. Wir sind ganz vorne mit dabei, wenn Drohnenmorde ausgeführt werden, Zyniker nennen es dann "Liebesgrüße aus Ramstein" und werden nicht einmal rot vor Scham dabei.
Andauernd reden wir vom Frieden und meinen den Krieg. Wenn wir wirklich Frieden wollen, warum wählen wir immer noch diese geldgeile Brut, die der Rüstungslobby in den Hintern kriecht und die uns via Tagesschau und anderen die Propaganda um die Ohren haut und uns einen russischen Bären aufbinden will?
Frieden schaffen mit immer weniger Waffen hieß es in den 1980ern. Das ist heutzutage so etwas von Old School, dass sich wahrscheinlich sogar Helmut Kohl vor Lachen im Grabe rumdreht. Wann aber realisieren wir endlich, dass diese Art Politik, die auf Konfrontation und Gewinnmaximierung um jeden Preis setzt statt auf Gemeinwohl und Miteinander, abgewirtschaftet hat? Gibt es Alternativen? Neue Ideen? "Ändert Euren Sinn", heißt es bei Johannes dem Täufer , "Die Waffen nieder!" bei Berta von Suttner. und "Fridays for Future" bei Greta Thunberg.
"Wundern geschieht immer wieder .. " oder so ähnlich sang einst Katja Epstein. Ach, ist ja auch schon eine Weile her. Aber ich bin ja noch nicht einmal ein Kriegskind. Wir hatten doch Frieden, als Deutschland zum ersten Mal Weltmeister wurde.
max michels