Sonntag, 31. Mai 2009

im Dunkeln ist ...

Die Beschäftigung mit dem Thema Kurras und die Stasi kann uns aufmerksam machen auf Vorgänge, die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt bleiben, weil sie sich im Dunstkreis von Institutionen abspielen, deren entscheidendes Merkmal die Geheimhaltung ist. Immerhin darf man vielleicht doch fragen, wer denn nun die Fäden zieht in diesen bösen Spielchen, zu denen oft eine gute und staatstragende Miene aufgesetzt wird? War es im Falle Kurras die Stasi, die sich die aufgeheizte Stimmung anlässlich des Schahbesuches zunutze machen wollte, war es die Nervosität eines West-Polizisten mit SED Mitgliedskarte, die eiskalte Umsetzung der "Leberwurst-Taktik" der Berliner Polizeiführung, war es eine Demonstration von Macht, mit der Waffe in der Hand Schicksal spielen zu können? Oder traf da am Ende alles zusammen? Wenige Tage vor der Wahl zum Bundespräsidenten war die Enthüllung über Kurras ein medialer Kracher, denn der "Unrechtsstaat" DDR, war plötzlich wieder einmal in aller Munde.

Enthüllungen wie diese können erinnern an die Vorgänge um das europäische Netzwerk von Nato-Geheimarmeen in Europa, das sich zu Beginn der 50er-Jahre mit Hilfe der CIA und anderer Geheimdienstorganisationen gebildet hatte. Auch in Deutschland gab es eine so genannte "Stay behind Armeee", die nach Aussagen der Bundesregierung im April 1990 aufgelöst wurde. Der Schweizer Historiker Daniele Ganser beschreibt in seinem Buch "Nato-Geheimarmeen in Europa", wie sich dieses Netzwerk entwickelte, mit welchen Methoden diese Organisation operierte und welchen Anteil rechtsextreme Bewegungen an spektakulären Ereignissen in Italien oder auch in Deutschland hatten. Die eigentliche Aufgabe des Netzwerkes bestand darin, so lässt sich nachlesen, im Falle militärischer Auseinandersetzungen mit Truppen des Ostblocks hinter den feindlichen Linien Sabotage-Aktionen und Guerilla-Operationen durchzuführen. Nur einem kleinen Kreis von Regierungsmitgliedern war die Existenz dieser Geheimarmeen bekannt, in Deutschland oblag die Organisation einer eigenen Abteilung beim Bundesnachrichtendienst. In ganz Europa wurden illegale und geheime Waffendepots angelegt. Die militärische Befehlsgewalt hatten geheime Kommandostellen der Nato im belgischen Mons. Die Mitglieder dieser europäischen Geheimarmeen setzten sich aus militärischen Spezialeinheiten zusammen, aus Geheimdienstmitarbeitern und Rechtsextremisten mit zum Teil kriminellem, in der Bundesrepublik Deutschland auch mit nationalsozialistischem Hintergrund. Es dürfte in der jungen Bundesrepublik nicht schwergefallen sein, Mitglieder für diese Organisation anzuwerben, längst nicht alle hatten in der "Stunde Null" mit den Waffen auch ihre braune Gesinnung abgelegt und die "Bedrohungsszenarien" hatten sich nach dem zweiten Weltkrieg nicht zuletzt auch durch die amerikanische Sicht auf den Kommunismus verändert. Der neue alte Feind aus dem kommunistischen Machtblock blieb schließlich, auch mit Hilfe der Medien, in den Köpfen der meisten Deutschen weiterhin präsent.

Tatsächlich aber, so beschreibt es Ganser anschaulich in seinem 2007 auch auf deutsch erschienenen und stellenweise wie ein Thriller zu lesendem Buch, seien von Mitgliedern dieser Geheimarmeen Terroranschläge ausgeführt worden, die dann linken Organisationen zugeschrieben wurden und natürlich für die entsprechende Aufmerksamkeit sowie darauf folgende Reaktionen sorgten. Nachdem zuerst die italienische Öffentlichkeit von den Vorgängen um diese Geheimarmeen erfahren hatte - hier nannte sich das Netzwerk "Gladio" - wurden auch andere Länder aufmerksam und die Regierungen waren gezwungen, ihre Anteile an diesem Netzwerk - zumindest teilweise - offen zu legen. In der anthroposophischen Monatszeitschrift "Gegenwart" (leider nicht online) erschien eine ausführliche Besprechung des Buches von Daniele Ganser und in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift "die Drei" meldete sich Nothart Rohlfs ebenfalls mit einer Besprechung des Buches zu Wort.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und? Wieso ist das in dem Fall von Interesse? War das der Auslöser etwa? Soll es eine Rechtfertigung sein?

Sind wir jetzt schlauer?

Die Politik manipuliert die Presse - nimmt dabei Mord im Kauf - daran gibt's doch nichts neues. Und sogar die Nazis waren nicht die ersten die Desinformation praktizieren. Gewissermaßen waren es die Troyaner.

Aber dass, wir uns dabei nicht jetzt, nicht früher davon befereien können, das könnte mann noch sagen...

Vielleicht bin ich ja bezahlt um den Kommentar hier zu schreiben... oder sie den Blog, nicht wahr?

mm(t) hat gesagt…

"Vielleicht bin ich ja bezahlt um den Kommentar hier zu schreiben... oder sie den Blog, nicht wahr?"
Schön wärs, jedenfalls in meinem Fall.

Anonym hat gesagt…

Michael Mentzel verfasste 2009 zum Todestag von Benno, der im Auftrag
der DDR, zu Zwecken APO-Eskalation eliminiert wurde, ebenfalls Zeilen.

Michael Mentzel?Weshalb damals die
DDR die Perserschahdemo aufgeheizt
hatte, ist klar, wenn man die Demo
auf der Hintergrundsdiskussion mit
Hans Magnus Enzensberger sieht.

Anonym hat gesagt…

Und daran sieht man: vieles kommt im Nachhinein doch noch ans Licht. Dank guter Info, die es ja auch gibt.

wundern geschieht immer wieder ...

Vergangen vergessen vorüber vergangen vergessen vorbei die zeit deckt den mantel darüber vergangen vergessen vorbei freddy quinn Als Deut...